Gemälde des Künstlers Caravaggio mit dem Titel Abendmahl in Emmaus (um 1601)
Caravaggio: Abendmahl in Emmaus (um 1601)
Quelle: Wikipedia/Gemeinfrei
05.04.2023 – Ostergruß von Pfarrer Thomas Schwartz

Die Erzählung vom Gang nach Emmaus: Brennende Herzen statt Burnout

„Jesus lebt!" - Das ist die zentrale Botschaft des Evangelisten Lukas in der Erzählung vom Gang nach Emmaus: zwei Jünger, verzweifelt, deprimiert nach der Kreuzigung Jesu, dem Burnout nahe, verlassen Jerusalem - und kehren beseelt und glücklich zurück mit der Gewissheit: Jesus ist auferstanden.

Allen unseren Leserinnen und Lesern wünschen wir von Herzen frohe und gesegnete Ostern. Der Herr ist auferstanden. Halleluja! Er ist wahrhaft auferstanden!

Gedanken zum Fest der Auferstehung des Herrn

Von Pfarrer Professor Thomas Schwartz, Renovabis-Hauptgeschäftsführer

Gescheiterter Messias, gescheiterte Hoffnungen, gescheiterte Exitstenzen – Jerusalem scheint brenzlig für die Jünger Jesu geworden zu sein. Nach der Verhaftung, dem Prozess und der Hinrichtung Jesu als Aufrührer verstecken sich die einen hinter verschlossenen Türen, die anderen suchen das Heil in der Flucht – wie die beiden Jünger, von denen im österlichen Evangelium die Rede ist. Von einem ist sogar der Name überliefert: Kleopas. Sie sind mutlos, ausgebrannt und in ihrer Hoffnungslosigkeit so in sich gekehrt, dass man diese Situation mit einem modernen Begriff beschreiben könnte: Burnout.

Der Fremde, der mit ihnen ein Gespräch beginnt, lässt sie ihre enttäuschten Erwartungen aussprechen. Es sind Erwartungen der Befreiung vom Joch der römischen Besatzung, von einem neuen jüdischen Königreich. Mit diesen Erwartungen sind sie gescheitert. Alles Engagement, aller Enthusiasmus haben sich zerschlagen. Am Schluss bleibt ihnen nur Flucht und Verzweiflung.

Jesus – er ist es, der mit ihnen auf dem Weg nach Emmaus ist – zeigt ihnen geduldig anhand der Schrift und der Verkündigung der Propheten auf, dass nicht er sie enttäuscht hat, sondern ihre falschen Erwartungen an ihn enttäuscht wurden: „Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen?“ Der Kreuzestod war kein Scheitern, sondern seine Mission, die Jesus zu erfüllen hatte. Mit dieser Deutung des Geschehens eröffnet er ihnen eine neue Perspektive für ihr Leben.

Über dieses Gespräch gelangen die drei an ihr Ziel: Emmaus. Die beiden Jünger drängen Jesus, bei ihnen zu bleiben. Beim gemeinsamen Mahl übernimmt der Gast die Rolle des Gastgebers, spricht den Segen und teilt das Brot. Beim Brotbrechen erkennen die Jünger ihren Herrn. Dann entschwindet er ihren Augen. Sein Ziel ist erreicht: Die beiden Jünger überwinden ihre Verzweiflung, ihren Burnout. Stattdessen brennt ihnen das Herz neu von der Erfahrung seiner Gegenwart. Sie merken: Das Ziel ihrer Flucht ist der Ausgangspunkt ihrer eigenen Mission geworden: die Botschaft vom Auferstandenen zu verkünden.

Die Geschichte von Emmaus ist unsere eigene Geschichte. Der Weg nach Emmaus ist unser eigener Weg. Auch unsere Kirche ist Kirche auf dem Weg nach Emmaus. Auch wir sind Fliehende. Auch wir sind Enttäuschte – von der Kirche, von Papst und Bischöfen, von so vielem, was wir uns anders gewünscht oder vorgestellt hätten. Unser österliches Evangelium lädt uns ein, eine andere Perspektive einzunehmen gegenüber unseren falschen Erwartungen: die Perspektive Jesu und seiner lebendigen Gegenwart.

Mit ihm auf dem Weg überwinden wir unsere Hoffnungslosigkeit, unseren Burnout. Von ihm begleitet können unsere Herzen wieder brennen – für unsere Mission in der Welt, als Christinnen und Christen sowie als Renovabis mit den Menschen im Osten Europas.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes, frohes Osterfest

Ihr
Pfarrer Professor Thomas Schwartz

Inhalt erstellt: 05.04.2023, zuletzt geändert: 09.04.2023

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