Stellungnahme von Dr. Markus Ingenlath, Geschäftsführer Renovabis
Wir sind erschrocken über die neuerliche Eskalation der Gewalt seitens der Regierung in Belarus. Zugleich müssen wir feststellen, dass die militärisch erzwungene Landung eines zivilen Passagierflugzeugs auf dem Flug zwischen zwei EU-Hauptstädten und die Verhaftung eines Regimegegners am vergangenen Pfingstwochenende nur die spektakuläre Spitze des Eisberges sind: Die Einschüchterungen, Unterdrückung und Verhaftungen von Gegnern des Präsidenten Lukaschenko gingen unvermindert weiter, auch nachdem die Proteste zurückgedrängt wurden. Leider finden diese Vorgänge nicht mehr die öffentliche Aufmerksamkeit im Westen wie im vergangenen Sommer.
Die Liste der Maßnahmen, von denen wir auf unterschiedlichen Wegen erfahren, ist lang: die Abschaltung von Nachrichtenportalen, die Verhaftung von Journalisten, der Verlust des Arbeitsplatzes für diejenigen, die einfach nur Kritik äußern, oder die Einstufung der weiß-rot-weißen Farben aus dem letzten Protestsommer als „terroristisches Symbol“; dies sind alles Zeichen, dass das Regime nun abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit jeglichen Widerstand für die Zukunft im Keim ersticken will. Zugleich werden Kontakte von belarussischen Organisationen ins westliche Ausland unter pauschalen Verdacht gestellt. Die Verhaftung am Wochenende soll das Signal an alle Kritiker des Regimes senden: „Wir kriegen Euch, wo immer Ihr Euch aufhaltet, und Eure Freunde im Westen können Euch nicht schützen.“
Renovabis ist in großer Sorge um die Menschen in Belarus, die sich wegen der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage im Land in zunehmender Not befinden. Deswegen unterstützen wir weiterhin die Arbeit der katholischen Partner, die sich um bedürftige Menschen kümmern.
Darüber hinaus fordern wir die unverzügliche Freilassung aller politisch Inhaftierten und rufen dazu auf, die Berichterstattung über Belarus weiter zu intensivieren und die Menschen dort nicht zu vergessen. Zugleich bitten wir die Katholiken in Deutschland, für alle Verfolgten in Belarus zu beten.
Domradio-Interview mit Dr. Angelika Schmähling
Interview mit dem Kölner Domradio vom 25. Mai 2021 (MP3, 8 MB)
Domradio-Beitrag: Das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis zur Situation in Belarus - Ein Interview mit Dr. Angelika Schmähling vom 25.05.2021
Einstimmig hat die EU ein Flug- und Landeverbot gegen belarussische Airlines verhängt. Damit reagiert die Union auf die erzwungene Landung einer Ryan-Air-Passagier Maschine in Minsk und die Verhaftung des oppositionellen Bloggers Roman Protasewitsch. Dr. Angelika Schmähling ist Referentin für Belarus beim Katholischen Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und spricht mit uns über die aktuelle Situation.