Ein Projekt in Tscheljabinsk, Russland
- Projektpartner
- Natalja Lavrechina, Caritasdirektorin von Tscheljabinsk
- Bewilligungsjahr
- 2019
- Dauer
- 3 Jahre
- Fördersumme
- 30.000
- Förderbereich
- Soziale Aufgaben
Die römisch-katholische Kirche in Russland befindet sich in einer absoluten Diasporasituation, setzt aber wichtige Akzente in den Bereichen sozialer Arbeit, Bildung und Kultur. Ein solches Leuchtturmprojekt ist das „Mutter-Kind-Heim" in Tscheljabinsk.
Tscheljabinsk ist eine bedeutende Industriestadt im Südural mit 1,2 Mio. Einwohnern. Mitarbeiter der Caritas sowie Freiwillige aus der katholischen Pfarrei besuchen regelmäßig das Frauengefängnis, in dem schwangere Frauen und Mütter mit Kindern ihre Haftstrafe verbüßen. Sie betreuen Mütter und Kinder, um ihnen neue Perspektiven zu eröffnen.
Das „Mutter-Kind-Heim" der Caritas in Tscheljabinsk setzt die im Frauengefängnis begonnene Arbeit mit den Müttern und Kindern nach deren Freilassung fort. Wenn die Frauen keine Familien haben, bietet das Heim auch die Möglichkeit zur Unterkunft.
Die Geschichte von Aruhzan (alle Namen geändert) verweist beispielhaft auf das Schicksal vieler junger Frauen in Tscheljabinsk, der siebtgrößten Stadt Russlands. Ihre Ehe zerbrach an der Alkoholsucht ihres Mannes und sie wollte mit ihrem damals sechsjährigen Sohn Alexander ein neues Leben beginnen.
Doch als sie sich wieder verliebte und schwanger wurde, kam alles anders: Ihr neuer Partner wollte das Kind nicht und warf Aruhzan aus dem Haus, weil sie nicht abtreiben wollte. Auch ihre Mutter wies sie ab und dann verlor sie wegen der Schwangerschaft auch noch ihre Arbeit. Eine Abtreibung kam für Aruhzan nicht infrage. Doch was sollte nur aus ihr, Alexander und dem Ungeborenen werden? Aruhzan war verzweifelt und wollte sich das Leben nehmen.
Auch Natalias Traum von einer glücklichen Familie schien zu zerplatzen: Der ständige Kampf ums Überleben brachte sie schließlich auf die schiefe Bahn und in das Frauengefängnis von Tscheljabinsk. Sie verlor das Sorgerecht für ihre Tochter und musste zugleich hilflos mitansehen, wie ihr auch noch der in der Haft geborene Sohn Andrej entzogen und in ein Waisenhaus verlegt wurde. Ein Albtraum! Aruhzan und Natalia schienen in einer ausweglosen Situation. Doch im Mutter-Kind-Heim der Caritas Tscheljabinsk fanden sie Hilfe, die Kraft und den Mut, ihr Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Für sich und ihre Kinder!
Miteinander leben – Verantwortung lernen
Alleinerziehende Mütter und Schwangere wie Aruhzan und Natalia wünschen sich nichts mehr, als mit ihren Kindern zusammenbleiben zu können. Doch sie müssen nach ihren schweren Schicksalsschlägen erst wieder lernen, Verantwortung zu übernehmen: für sich, für ihre Kinder und auch für andere. Dafür machen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas Tscheljabinsk stark: In der Gemeinschaft des Mutter-Kind-Heims lernen bis zu sechs Frauen im täglichen Miteinander soziales Verhalten, Rücksichtnahme und Fürsorge – wie in einer richtigen Familie. Zusätzlich begleitet die Caritas weitere 100 bedürftige Familien, teilweise Alleinerziehende, auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben.
Lernen zu leben
Mit Fürsorge, psychologischer Beratung und Therapien haben die Frauen die Chance, ihre Erlebnisse zu verarbeiten – sie brauchen dringend Unterstützung, um mit ihren Kindern eine gemeinsame Perspektive für ihr Leben zu entwickeln. Die Hilfe geht noch weiter: Die Mütter sollen mit ihren Kindern neue Verhaltensweisen lernen. Insbesondere diejenigen unter ihnen, die nach einer Haftentlassung ins Mutter-Kind-Heim kommen.
Hilfe im Alltag
Wie führe ich einen Haushalt? Wie ernähre und pflege ich mein Kind? Wie finde ich nach meiner Haftentlassung Arbeit und eine Wohnung, wie einen Kindergartenplatz? Wer hilft mir, meinen Alltag zu strukturieren? Die Caritas steht bei der Beantwortung dieser Fragen tatkräftig zur Seite und versorgt hilfsbedürftige Alleinerziehende und Familien auch mit Lebensmittelpaketen, Kleidung und dringend benötigter Ausstattung wie Kinderwagen oder -bettchen. Schließlich werden die Frauen zu einem Schulabschluss und einer Ausbildung motiviert, damit einer gemeinsamen Zukunft nichts mehr im Wege steht.
„Wir sind überglücklich, wir sind endlich wieder zusammen!“
Aruhzan fasste wieder Mut fürs Leben und brachte im Mutter-Kind-Heim ihren Sohn Timur zur Welt. Dank der Hilfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sie wieder Kontakt mit ihrer Mutter und sogar die Beziehung zu Timurs Vater wurde so gut, dass sie mit ihm und ihren zwei Söhnen zusammenlebt. Die Familie ist wieder vereint!
Sofort nach ihrer Haftentlassung begann Natalia zu kämpfen und suchte Hilfe im Mutter-Kind-Heim. Mit Hilfe der Caritas fand sie zurück in ein geregeltes Leben, sodass ihr Traum wahr werden konnte: Sie erhielt das Sorgerecht für ihre Tochter Dascha zurück, und auch den kleinen Andrej konnte sie endlich aus dem Waisenhaus holen.
Gemeinsam für Mütter und Kinder
In der Millionenstadt Tscheljabinsk sind versteckte Armut und Perspektivlosigkeit verbreitet. Korruption und Kriminalität häufen sich. Die Zahl der zerbrochenen Familien steigt – und nicht selten führt das zu Obdachlosigkeit, Alkohol- und Drogensucht und Misshandlungen. Viele Menschen werden auseinandergerissen und verlieren den Halt. Bitte helfen Sie, das Mutter-Kind-Heim in Tscheljabinsk zu unterstützen. Dort kümmert man sich um Alleinerziehende und Familien, die keine mehr sind. Es ist ein wichtiger Zufluchtsort für in Not geratene Mütter und ihre Kinder. Ihre Spende rettet Familien und deren Zukunft!
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