Nur rund 1,5 Prozent der Bevölkerung im weißrussischen Bistum Pinsk sind katholisch. Die Kirchen und das geistliche Leben waren während der Sowjetzeit stark geschwächt. Jahrzehntelang durfte man seinen Glauben nicht bekennen. Priester und Ordensleute wurden verfolgt, eingesperrt oder sogar umgebracht. Viele gläubige Katholiken sind nach Polen ausgereist. Pater Konrad ist sich der schwierigen Situation der Kirche im heutigen Weißrussland bewusst. Dennoch schaut er zuversichtlich in die Zukunft: „Wir müssen uns darauf besinnen, wieder `Salz der Erde´ zu sein, dabei kommt es eben nicht auf die Menge an.“
Spirituelles Training, das für den Alltag stärkt
Die Gemeinden in Stolowitsche, Gorodischtsche und Rusino, die der Steyler Missionar betreut, sind sehr aktiv. Dort leben viele alte Menschen, aber in den vergangenen Jahren konnte er auch immer mehr Jugendliche für den Glauben begeistern. Viele Kinder und Jugendliche kommen am Wochenende und in der Ferienzeit aufs Land, um ihre Eltern und Großeltern zu besuchen. In diesen Zeiten bietet der Ordensmann Pilgerfahrten, Zeltlager und Radausflüge an. Für viele Jugendliche sind das zentrale Begegnungen mit dem Glauben. Im Zentrum stehen dabei der gemeinsame Gottesdienst, die Katechese und die Hinführung zum Gebet. „Diese Ferienzeiten sollen für die Jugendlichen auch eine Art spirituelles Training sein, das sie für ihren Alltag stärkt“, erklärt der Pater. Die Erfahrung der Gemeinschaft, sagt er, trügen die Jugendlichen in ihre Familien und ihren Freundeskreis weiter. Für ihn sei es eine besondere Bestätigung, zu sehen, wie die Bilder und Geschichten von den gemeinsamen Veranstaltungen in die Fotoalben und ins alltägliche Familienleben Einzug erhalten.
Armut, Alkoholismus und Perspektivlosigkeit
Neben der Jugendarbeit, die auch für ihn selbst eine große Kraftquelle ist, engagiert Pater Konrad sich besonders für Familien und Ehepaare. Dieses Engagement sei dringend notwendig erklärt er, denn viele Familien gingen hier an Armut, Alkoholismus und Perspektivlosigkeit kaputt, dabei seien aber gerade intakte Familien für die gesellschaftliche Stabilität enorm wichtig. Zusammen mit der Bewegung „Marriage Encounter“ organisiert er Exerzitien, Gebetstreffen und gemeinsame Ausflüge. Dabei geht es ihm auch darum, den Ehepaaren einige unbeschwerte Momente im Theater, in der Oper oder im Restaurant zu ermöglichen. Auch der traditionelle Faschingsball ist so eine Gelegenheit, bei der mit Tänzen, Spielen und Wettbewerben die Gemeinschaft zusammenwächst.
Die Kirche in Weißrussland ist kaum in der Lage, den Lebensunterhalt für die Priester allein aufzubringen. Deshalb sind 49 Priester im Bistum Pinsk auf die finanzielle Unterstützung durch das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis angewiesen. Für die Gemeindearbeit, sagt Pater Konrad, sei diese Unterstützung extrem wichtig. „Das Gebet der Wohltäter und die finanziellen Hilfen sind für mich und für die Pfarreien ein großer Segen.“ Der Priester ist seit drei Jahren auch Regionalökonom für die Ural-Region der Steyler Missionare und kennt deshalb die finanzielle Situation vor Ort gut. Die notwendige Verwaltungsarbeit nimmt viel Zeit in Anspruch, die in der Seelsorge fehlt, umso erfreulicher ist es für ihn, dass durch die finanzielle Unterstützung einige Projekte in der Seelsorge ermöglicht werden können. Die konkrete Unterstützung, auch durch kirchliche Partner im Ausland, ist für ihn eine sehr wichtige Erfahrung. Für seine Arbeit in der Seelsorge ist dieses Bewusstsein – einer weltkirchlichen Gemeinschaft – eine echte Bereicherung.