Ein Leben für und mit Menschen am Rande - besser lässt sich der Werdegang von Schwester Maria Christina Färber kaum beschreiben. Seit vielen Jahren lebt die Ordensfrau in Dobrac, einem Vorort von Shkodra in Albanien und kümmert sich um Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben – um Flüchtlinge, um Familien, die von Blutrache betroffen sind, um Kinder und Jugendliche in Not. Sogar eine selbst organisierte Müllabfuhr hat sie in ihrer kleinen Siedlung auf die Beine gestellt – mit Pferd und Wagen. Jetzt wurde die langjährige und hoch geschätzte Projektpartnerin des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis für dieses unglaubliche Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Und ganz wie es ihre Art ist: Sr. Christina wollte das „Blechle“, wie sie es in alemannischer Tradition einmal scherzhaft nannte, nicht für sich allein, sondern zusammen mit ihrer Mitschwester Michaela entgegennehmen.
Sr. Christina stammt aus dem schwäbischen Donauwörth. Sie arbeitete zunächst in der Krankenpflege und studierte dann Heilpädagogik in Regensburg. Während des Kosovo-Krieges ging sie 1999 nach Shkodra in Albanien, um Flüchtlingen zu helfen. Sie begann, sich für Menschen zu engagieren, die von Blutrache betroffen sind und arbeitet mit den Familien an der Versöhnung und somit einem Ende des Leidens.
Anfang der 2000er Jahre trat sie in einen katholischen Orden in der Schweiz ein, die „Spirituelle Weggemeinschaft". In Dobrac, einem Vorort von Shkodra, gründete sie eine Niederlassung des Ordens, das Kloster zur Mutter der Barmherzigkeit – liebevoll „Klösterle“ genannt. Hier macht sie es sich zur Aufgabe, zusammen mit den aus den Bergen der Albanischen Alpen zugewanderten Bewohnern an den Lebensbedingungen im Viertel zu arbeiten und sie zu verbessern – immer wieder unterstützt durch das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis. Die Schwestern kümmern sich um die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Sie organisieren kostenfreie medizinische Behandlungen oder helfen, die Infrastruktur des Gebiets zu verbessern. Sie bauten zusammen mit den Bewohnern Straßen und sanierten die Stromversorgung. Die verstopften Kanäle im Viertel wurden gemeinsam gereinigt, um Überschwemmungen zu verhindern, sogar ein kleines Naturschutzgebiet ist entstanden.
Allerdings tauchten nach den ersten Straßensanierungen bald neue Schwierigkeiten auf: Das hohe Müllaufkommen, das ganz Albanien vor große Probleme stellt, musste auch in Dobrac gelöst werden. Doch was tun, wenn die geplante Müllabfuhr daran scheitert, dass es kein Müllauto gibt? Sr. Christina und ihre Mitschwestern hatten die pragmatische Lösung schnell parat: Dann eben selbst organisiert, ohne Auto, aber mit Pferd und Wagen. Doch es gab weitere, gänzlich unerwartete Hindernisse - mit den neuen Mülltonnen. „Die Leute haben gesagt: So eine tolle Sache, diese Mülltonnen! Das können wir doch nicht für Schrott hernehmen, da muss Mehl rein, das könnte auch ein super Kleiderschrank werden…“, erzählt Sr. Christina. Mit viel Überzeugungsarbeit – und ein paar extra Tonnen für das Mehl - gelang es jedoch, die Menschen für das Projekt zu gewinnen. Heute freuen sich mehr als 800 Haushalte über eine regelmäßige Müllabfuhr.
Doch es gibt noch viel zu tun in Dobrac: Das Thema Müllvermeidung und -trennung ist so aktuell wie nie, das Problem sei wegen der vielen Einmal-Artikel eher schwieriger geworden, sagt Sr. Christina. Umso wichtiger sei es, die Menschen, gerade die junge Generation, für die Bewahrung der Schöpfung zu sensibilisieren und deren Schönheit bewusst wahrzunehmen: „Bewahrung der Schöpfung – das ist kein Extra Projekt, das muss Alltag sein für Christen, das muss uns in Fleisch und Blut übergehen…“