Vom 10. bis 12. November fand das jährliche Treffen der Renovabis-Stipendiatinnen und Stipendiaten in der Katholischen Landvolkshochschule Petersberg statt. An diesem Treffen nahmen 17 junge Menschen teil, die aus Ländern wie Ukraine, Armenien, Georgien, Kroatien, Serbien und Russland stammen und derzeit in Deutschland oder Österreich studieren oder promovieren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vertreten verschiedene christliche Konfessionen, darunter katholische, orthodoxe und altorientalische Kirchen.
Kennenlernen und historische Reflexion
Das Treffen begann mit einem Abend des gegenseitigen Kennenlernens durch Spiele und Diskussionen. Zentraler Programmpunkt am Samstag war eine Exkursion zur KZ-Gedenkstätte in Dachau. Pfarrer Jakob Paula, der Hausgeistliche im Karmel ‚Hl. Blut‘ in Dachau, empfing die Gruppe und gestaltete eine speziell auf sie zugeschnittene Führung, in welcher er besonders auf die Schicksale von Gefangenen aus den jeweiligen Heimatländern der Stipendiatinnen und Stipendiaten einging. Weil das Konzentrationslager von den Nationalsozialisten speziell für politische Gefangene vorgesehen war, wurden dort auch viele Geistliche gefangen gehalten: Zunächst viele deutsche Priester und Ordensleute, die aufgrund ihrer regimekritischen Haltung verhaftet wurden. Später, ab 1940, wurden aber auch viele Geistliche aus Polen, der heutigen Ukraine und anderen besetzten Gebieten im Osten Europas inhaftiert. Die Besichtigung war für dieTeilnehmerinnen und Teilnehmer ein prägendes und bewegendes Erlebnis, ganz besonders für diejenigen, die zum ersten Mal eine KZ-Gedenkstätte besucht haben.
Akademischer Austausch und spirituelle Dimension
Ein regelmäßiger Programmpunkt bei den Stipendiatentreffen ist die Präsentation der Forschungsthemen von Stipendiatinnen und Stipendiaten. Dieses Mal referierte Dragana Rakić aus Serbien über ihr Promotionsvorhaben an der Universität Münster zum Konzept der Selbstsorge bei Origines. Nazarii Hayovyi aus der Ukraine stellte das Thema seiner Lizentiatsarbeit an der Katholischen Universität in Eichstätt, eine exegetische Untersuchung zur Darstellung der Frau im Buch Jesus Sirach, zur Diskussion.
Ein zentraler Bestandteil der Treffen ist auch die gemeinsame Feier von Gottesdiensten in verschiedenen Riten, zumal auf dem Petersberg die älteste Basilika Oberbayerns steht, die mit ihren Fresken durchaus an ostkirchliche Kirchengestaltungen erinnert. Am Samstagmorgen feierten Roman Sadovyi und Andrii Khrobak, die beide aktuell in Eichstätt promovieren und Priester bzw. Diakon der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche sind, mit der Gruppe die Göttliche Liturgie. Am Sonntagvormittag gesellte sich die Gruppe zur örtlichen Gottesdienstgemeinde.
Fazit
Das Renovabis Stipendiatentreffen dient als Plattform für den interkulturellen und interkonfessionellen Austausch. Es bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen, gemeinsam zu reflektieren und ihre akademischen sowie spirituellen Erfahrungen zu teilen. In einer Zeit globaler Herausforderungen fördert das Treffen den Dialog und das Verständnis über konfessionelle und kulturelle Grenzen hinweg. Renovabis unterstützt mit diesen Treffen die Bildung eines Netzwerks junger Menschen, die sich für Frieden, Verständigung und Solidarität in Europa und darüber hinaus einsetzen.