Blick ins Plenum des 27. Internationalen Kongress Renovabis
Blick ins Plenum des 27. Internationalen Kongress Renvabis
Quelle: Renovabis
04.10.2023 – Zusammenfassung

Kongress 2023: Reden, Impulsvorträge, Podiumsdiskussion

Haben Sie den 27. Internationalen Kongress verpasst oder möchten Sie die wichtigsten Punkte noch einmal Revue passieren lassen? Hier finden Sie prägnante Zusammenfassungen der Beiträge, die die Diskussionen geprägt haben.

Information in English

Rückblick auf den 27. Internationalen Kongress Renovabis

Thema des Kongresses: „Freiheit, die ich meine ... Europa zwischen Aufbruch, Ernüchterung und Bedrohung“

Die gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa in den vergangenen drei Jahrzehnten - darum ging es beim diesjährigen Internationalen Kongress Renovabis. Weil sich die Gründung von Renovabis 2023 zum 30. Mal jährt, lag es nahe, sich mit dem Thema der Freiheit und den damit verbundenen Hoffnungen und Erwartungen Anfang der 1990er Jahre zu befassen. Dabei wurde ein Bogen geschlagen von der anfänglichen Aufbruchsstimmung über eine zunehmende Ernüchterung und Skepsis gegenüber westlichen Leitbildern bis hin zur Bedrohung der Freiheit in Europa durch autoritäre Tendenzen und den Krieg gegen die Ukraine. Der Kongress ging im Sinne einer Bestandsaufnahme der Frage nach, was bisher erreicht wurde. Außerdem beschäftigte er sich damit, welche Herausforderungen und Aufgaben sich für Gesellschaft, Politik und Kirchen auch angesichts der veränderten geopolitischen Lage in Europa heute und in den nächsten Jahren stellen. Neben Vorträgen und Podiumsdiskussionen gab es hierzu ein eigenes Dialogforum, das allen Teilnehmenden des Kongresses Gelegenheit gab, sich mit ihren Ideen, Themenvorschlägen und Fragen aktiv einzubringen.

Festrede von Altbundespräsident Joachim Gauck

„Aus Fehlern lernen – Deutschland und seine Beziehungen zu den östlichen Ländern Europas“

In seiner Rede beim Festakt zum 30-jährigen Bestehen des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis in München hat der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck einen leidenschaftlichen Appell für Freiheit und Solidarität an die Gäste gerichtet. Gauck betonte, dass der Westen den Blick stärker auf Osteuropa lenken solle und dabei den Geist der Zuversicht und Freiheitsliebe, den er im Baltikum, in Polen und in der Republik Moldau sehe, aufnehmen solle.
Joachim Gauck reflektierte die Entwicklungen in den Ländern Mittel- und Osteuropas (MOE) vor und nach der Wende und betonte dabei die nachhaltige Prägung der Gesellschaften, die aus totalitären Regimen hervorgingen. Diese Länder seien auch heute noch im Prozess des Wandels. Er warnte vor einem schleichenden Verlust des Realitätssinns und dem Aufkommen populistischer Bewegungen. Der ehemalige Bundespräsident kritisierte die deutsche Ost- und Russlandpolitik vergangener Jahre, die von unrealistischem Wunschdenken geprägt gewesen sei und das tatsächliche Bedrohungspotenzial nicht angemessen erkannt habe. Er warnte vor den gefährlichen Auswirkungen des Neoimperialismus und Nationalismus in Russland unter Putin und betonte, dass diese Bedrohungen nicht ausreichend beachtet worden seien. Mit den Worten „So haben wir unsere Liebe zum Frieden zu verbinden mit unserer unbedingten Liebe zur Freiheit“ appellierte er angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine zur Unterstützung der Freiheit und forderte, auch erhebliche finanzielle Opfer in Kauf zu nehmen, um jene zu unterstützen, die für ihre Freiheit kämpfen oder sie verteidigen. Die Rede von Joachim Gauck verdeutlichte die Notwendigkeit, aus der Geschichte zu lernen, zugleich war sie ein flammendes Plädoyer für Solidarität, Freiheit und eine intensivere Zusammenarbeit zwischen West- und Osteuropa, um die Werte der Demokratie und Freiheit zu verteidigen und zu stärken.

Impulsvortrag von Prof. Andreas Heinemann-Grüder

Prof. Andreas Heinemann-Grüder ist Politikwissenschaftler am Bonn International Centre for Conflict Studies (BICC)

In seinem Vortrag betonte Prof. Heinemann-Grüder, dass wir seit 2005 weltweit einen Rückgang der Demokratie erlebt hätten - und auch in Mittel- und Osteuropa hätten sich die Demokratiewerte verschlechtert. Er wies darauf hin, dass die Annahme, Demokratien seien gefestigt, ein Trugschluss gewesen sei. Die Ursachen für die Desillusionierung in Osteuropa seien auf die Erbschaft des Sozialismus, die schmerzhaften Erfahrungen mit dem „Raubtierkapitalismus" und die Entstehung oligarchischer Eliten zurückzuführen. Dies habe zu einer „asozialen Marktwirtschaft" geführt. Das Vertrauen in die Obrigkeit sei gesunken, der Sozialstaat als paternalistisch wahrgenommen worden. In Osteuropa bestehe eine Verbindung zwischen der Bewertung des Regierungshandelns und der Einschätzung der eigenen kulturellen Überlegenheit. Diese Regionen wiesen oft einen korrupten Staat auf und gleichzeitig einen starken Kultur- und Nationalstolz, was Ethnonationalismus fördere. Heinemann-Grüder sieht einen Zusammenhang zwischen der Sozioökonomie und niedrigen Demokratiewerten, insbesondere aufgrund der extremen Einkommensunterschiede zwischen Arm und Reich. Es gebe populistische Gegenreaktionen, darunter materiellen Populismus und nationalsozialistischen Darwinismus.
Professor Heinemann-Grüder schloss mit klaren Empfehlungen: Er betonte, dass Demokratie sozial, meritokratisch und widerstandsfähig sein müsse. Das Demokratiedefizit in der EU müsse angegangen werden, die EU solle erweitert werden, um den Einfluss anderer Länder zu verhindern. Innovation - insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Klimawandel - solle als gemeinsame europäische Herausforderung betrachtet werden. Schließlich müsse Europa als Solidargemeinschaft agieren, um Protektionismus und Nationalismus effektiv zu bekämpfen. Professor Heinemann-Grüder betonte die Bedeutung sozio-ökonomischer Faktoren für die Demokratie und die Notwendigkeit, diese Herausforderungen anzugehen, um die Demokratie in Osteuropa und darüber hinaus zu stärken.

Impulsvortag von Prof. Marek A. Cichócki

Marek A. Cichocki ist Professor an der privaten Hochschule „Collegium Civitas“ in Warschau und Programmdirektor des Europazentrums Natolin (CEN)

Professor Marek Cichocki aus Polen betrachtete die letzten 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges und betonte, dass wir uns im Zeitalter des Chaos befänden. Nach dem globalen Erwachen nach der Wende sähen wir heute teilweise die negativen Konsequenzen dieser Öffnung. Er würdigte Papst Johannes Paul II., der in den 1990er Jahren schwierige Gespräche mit der polnischen Gesellschaft geführt habe. Freiheit sei in Polen oft als uneingeschränktes Recht auf Konsum und Handeln verstanden worden, Papst Johannes Paul II. habe jedoch betont, dass Freiheit stets mit Verantwortung einhergehe. Cichocki ist der Ansicht, dass wir zurück zu unseren eigenen konkreten und grundsätzlichen Erfahrungen kommen müssten. Diese Grunderfahrungen in Bezug auf Freiheit und Demokratie seien in Polen die Verbürgerung der Gesellschaft, die Selbstbestimmung und die Bewahrung von autonomen Normenquellen. Er unterstreicht zudem die Notwendigkeit des sozialen Ausgleichs aufgrund wachsender materieller Ungleichheiten sowohl innerhalb von Gesellschaften als auch zwischen ihnen. Cichocki kritisierte die Zurückhaltung, positiv über die westliche Zivilisation und ihre Werte zu sprechen. Der Kapitalismus habe trotz seiner sozialen Herausforderungen auch individuelle und kollektive Entfaltung ermöglicht. Die Ukraine zeige heute wieder, dass die westliche Zivilisation eine wertvolle sei, für die es sich zu kämpfen lohne.

Impulsvortrag von Sr. Prof. Helen Alford OP (Deutsch und Englisch)

Sr. Prof. Helen Alford OP ist Präsidentin der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften im Vatikan

Professorin Alfords Impulsreferat trug den Titel „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit" (2 Kor 3,17) - Kirchenentwicklungen in Mittel- und Osteuropa. Sie betonte, wie wichtig die spirituelle Dimension in sozialen Aktivitäten sei, auch in der Arbeit von Renovabis. Sie forderte dazu auf, die Tendenz im Westen zu überdenken, die religiöse Inspiration in sozialen Aktivitäten herunterzuspielen, da dies zum Verlust institutioneller Strukturen beitrage. Sr. Alford präsentierte zwei unterschiedliche Ansichten über den Dialog: Eine von Bruder Dominique Pire, einem belgischen Dominikaner, der betonte, dass Dialog das Verstehen und Schätzen der Gedanken des anderen erfordere, ohne die eigenen Überzeugungen aufzugeben. Die andere Ansicht stammt von Papst Johannes Paul II., der die Bedeutung von Respekt für den anderen, Dialog und Selbsthinterfragung betont habe. Ein weiterer Punkt war die „Kultur des Lebens" in Mittel- und Osteuropa, welche von Papst Johannes Paul II. geprägt wurde. Alford argumentierte, dass eine ausgewogene Betonung sowohl der „Kultur des Lebens" als auch der „Kultur der Begegnung" notwendig sei und wies darauf hin, dass trotz unterschiedlicher Ideen zwischen Ost und West beide Hälften Europas ähnlichen kirchlichen und sozialen Herausforderungen gegenüberstünden. Die Vielfalt und Unterschiede zwischen Ost und West seien eine Stärke, um gemeinsame Herausforderungen anzugehen. Diversität solle als Chance und nicht als Bedrohung wahrgenommen werden.

Impulsvortrag von Prof. Klara-Antonia Csiszar

Klara-Antonia Csiszar ist Professorin für Pastoraltheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz

In ihrem Impulsvortrag über die Entwicklung der Kirche in Mittel- und Osteuropa seit 1989 und ihre Perspektiven in Europa identifizierte Prof. Klara-Antonia Csiszar vier Phasen: Während der Phase der Euphorie und der Orientierungslosigkeit (1989 bis Mitte der 90er Jahre) habe die Kirche wieder Freiheit erlangt, sei aber oft nicht vorbereitet gewesen auf die neuen Herausforderungen. In der Phase der Diözesansynoden und der neuen pastoralen Orientierung (Mitte der 90er Jahre bis Mitte der Nuller Jahre) habe die Kirche nach neuen Wegen und Orientierung gesucht. Es habe unterschiedliche Ansichten darüber gegeben, wie die Kirche in der freiheitlichen Demokratie agieren solle. Auch die Einbindung der Laien in den Erneuerungsprozess habe zu Spannungen geführt. Während der Phase der Konsolidierung (Mitte der Nuller Jahre bis 2015) hätten sich die kirchlichen Strukturen stabilisiert, die Laien seien in den Hintergrund getreten und es habe eine Abnahme von Theologiestudierenden und Priesteramtskandidaten gegeben. Die Kirche habe sich stärker auf ihre eigenen Angelegenheiten konzentriert, anstatt ad extra zu agieren. In der Phase der Selbstverteidigung gegenüber dem westlichen „Liberalismus" (seit 2015) habe die Flüchtlingskrise und die Diskussionen über Themen wie Sexualmoral, Frauenordination und LGBTQIA+ zu Irritationen zwischen den Kirchen in Ostmitteleuropa und denen der älteren Demokratien geführt: So habe beispielsweise die Kirche in Polen Bedenken hinsichtlich möglicher „doktrineller Veränderungen" geäußert.
Professorin Csiszar schlug eine Reihe von Maßnahmen vor, um ein besseres Miteinander in Europa zu fördern. Sie forderte unter anderem, den Gedanken der Solidarität zu erweitern, mehr Resonanzräume für die gegenseitigen Sorgen zu schaffen und die Menschen besser zu vernetzen – etwa indem Renovabis und andere Akteure ein Forum für kritisch denkende Menschen schaffen. Außerdem regte sie an, Hotspots für Kirchenentwicklung zu schaffen, um mit Experten Fragen wie Missbrauch, Frauenordination, gleichgeschlechtliche Partnerschaften und andere Herausforderungen anzugehen. Sie ermutigte, sich auf Synodalität, respektvolles Zuhören und Wandlung einzulassen und starre Überzeugungen abzulegen, um die Symphonie der Liebe und der Hoffnung in Europa zu ermöglichen.

Zusammenfassung der Podiumsdiskussion am 14.09.23

Am Abschlusstag des Renovabis-Kongresses fand eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Bedrohte Freiheit in Europa? Herausforderungen für Gesellschaft, Politik und Kirchen“ statt. Daran nahmen der CDU-Bundestagsabgeordnete Knut Abraham, Bischof Dr. Petar Palić (Bistum Mostar-Duvno in Bosnien und Herzegowina), Dr. Yauheniya Danilovich, eine aus Grodno in Belarus stammende orthodoxe Theologin an der Universität Münster, und Sofia Todorović, Programmdirektorin der Youth Initiative of Human Rights des Belgrader Büros (Serbien), teil. In den Diskussionsfragen bezogen sich die Teilnehmer immer wieder auf ihre Heimatländer und brachten ihre persönlichen Erfahrungen und Perspektiven in die Debatte ein.
Die Diskussion begann mit Eingangsstatements der Teilnehmenden zum Begriff der positiven Freiheit. Bischof Palić betonte die komplexe Situation in Bosnien und Herzegowina, wo formale Freiheiten existieren, aber der hohe Repräsentant die Gesetze beeinflussen kann. Zudem wies er auf Bosnien als Staat der vielen verschiedenen Ethnizitäten und Religionen hin. Sofia Todorović betonte die Verantwortung, die mit Freiheit einhergeht, insbesondere in multikulturellen Gesellschaften wie auf dem Balkan. Dr. Danilovich berichtete von den repressiven Maßnahmen in Belarus, wo das Streben nach Freiheit kriminalisiert wird und die Räume, um Freiheit zu gestalten immer kleiner werden, während Knut Abraham die verschiedenen Perspektiven in Deutschland aufzeigte, insbesondere im Kontext der Ukraine-Krise.
In der Diskussion wurde betont, dass Freiheit nicht nur die Abwesenheit von Unterdrückung bedeutet, sondern auch die Möglichkeit, seine Stimme zu erheben und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Es wurde auf die Herausforderungen hingewiesen, die in multikulturellen Gesellschaften existieren, und die Bedeutung von Dialog und Verständnis betont. Auch die Rolle der Kirchen zur Förderung von Freiheit und Solidarität wurde hervorgehoben.

Diskussion über das Verhältnis von sozialer Absicherung und individueller Freiheit

Bischof Dr. Petar Palić betonte die Herausforderungen in Bosnien und Herzegowina, einem Land mit komplexer Verwaltungsstruktur und finanziellen Schwierigkeiten. Er unterstrich die Notwendigkeit, gute Voraussetzungen zu schaffen, damit Freiheit für alle Bürger zugänglich wird. Sofia Todorović wies darauf hin, dass die Verbindung zwischen sozialer Absicherung und Freiheit zwar existiert, aber die Menschen nicht ihrer Verantwortung beraubt werden sollten, etwas zu verändern. Sie glaubt an die Fähigkeit der Menschen, auch unter schwierigen Bedingungen Träume und Hoffnungen zu bewahren. Dr. Yauheniya Danilovich betonte, dass Freiheit kein Gut ist, das man sich leisten muss. Sie ist der Überzeugung, dass Freiheit alle Schichten der Gesellschaft verbindet und man dies auch an den Protesten in Belarus sehen konnte. Knut Abraham machte darauf aufmerksam, dass materielle Sicherheit nicht immer ausreicht, um das Gefühl der politischen Vernachlässigung und mangelnden Respekts seitens der politischen Klasse zu überwinden. Er betonte die Bedeutung von Wahrnehmung, Würde und Respekt sowie des Kampfes um Identität anstelle von reinen sozialen Klassenkämpfen.
Insgesamt verdeutlichte die Diskussionsfrage, dass soziale Absicherung und individuelle Freiheit miteinander verbunden sind. Es wurde pointiert, dass die Schaffung von Chancengleichheit und der Respekt vor der Würde jedes einzelnen Menschen entscheidend sind, um eine wirklich freie Gesellschaft zu schaffen.

Diskussion über die Rolle der Europäischen Union (EU) in Bezug auf Freiheit und die unterschiedlichen Erwartungen in den einzelnen europäischen Ländern

Knut Abraham berichtete von der schwierigen Situation der Kirchen in Brandenburg, wo sie nur von einer kleinen Minderheit wahrgenommen werden. Dr. Yauheniya Danilovich bemerkte ausdrücklich, dass ein differenzierter Blick wichtig ist. Die Kirchen müssen in Belarus einen Balanceakt vollführen: Sie stehen unter großem Druck und Repressalien innerhalb des Landes, haben aber auch eine wichtige Rolle als Orte des Aufbruchs und des Widerstands außerhalb des Landes, wo die Diaspora genutzt wird, um ihre Botschaft zu verbreiten. Sofia Todorović betonte das starke Vertrauen junger Menschen in Militär und Kirche in Serbien. Sie kritisierte auch die Verbindung zwischen der serbisch-orthodoxen Kirche und politischen Interessen sowie die Frauenfeindlichkeit in der Kirche. Sie verwies auf die Notwendigkeit, solche Probleme anzusprechen, um Veränderungen zu bewirken. Bischof Dr. Petar Palić sprach über die Erfahrungen des Krieges in Bosnien und Herzegowina und betonte, dass die Rolle der katholischen Kirche darin besteht, das Evangelium zu predigen und die Botschaften von Toleranz, Respekt und Solidarität zu verbreiten. Die Kirche sollte sich auch für soziale Gerechtigkeit einsetzen und den interreligiösen Dialog fördern.
Insgesamt wurde deutlich, dass die Kirchen eine wichtige Rolle in der Förderung von Freiheit, Toleranz und sozialem Zusammenhalt spielen können. Ihre Botschaften können moralische und ethische Prinzipien einschließen und dazu beitragen, gesellschaftliche Ungleichheiten zu mindern und Frieden zu fördern. Es wurde akzentuiert, dass es wichtig ist, auch kritische Themen anzusprechen, um positive Veränderungen zu bewirken.

Diskussion über die Rolle der Europäischen Union (EU) in Bezug auf Freiheit und die unterschiedlichen Erwartungen in den einzelnen europäischen Ländern

Knut Abraham sprach über die Herausforderungen, vor denen die EU steht, betonte jedoch auch die positiven Aspekte wie die schnelle Reaktion auf die Ukraine-Krise. Er ermutigte dazu, die EU als wichtigen Akteur für die Freiheit zu sehen und ihre Institutionen zu respektieren, um die EU positiv weiterzuentwickeln. Er schlug vor, kreativer über Mitgliedschaftsmodelle nachzudenken, um die Erweiterungspolitik der EU zu verbessern. Dr. Yauheniya Danilovich teilte die Hoffnung der Menschen in Belarus auf eine EU-Mitgliedschaft, betonte aber die Unsicherheit und die konkreten Herausforderungen, mit denen insbesondere die im Ausland lebenden belarussischen Staatsangehörigen konfrontiert sind. Sie forderte auf, diese Menschen schneller und effizienter zu unterstützen. Sofia Todorović betonte die Spannungen zwischen Ländern wie Kroatien und Serbien und sprach sich für Präventionsmaßnahmen aus, um die Wurzeln von Hass zu verstehen. Sie unterstrich die Bedeutung von Projekten, die den Austausch und die Zusammenarbeit von Jugendlichen fördern, um den Frieden und die Zusammenarbeit zwischen den Ländern zu stärken. Bischof Dr. Petar Palić drückte seine Hoffnung aus, dass die EU und deren Maßnahmen nicht nur ein billiger Trost bleibt und kritisierte die langsame und zögerliche Vorgehensweise der EU in Bezug auf Länder wie Bosnien und Herzegowina, sowohl in der Vergangenheit als auch heutzutage. Er machte auf die drängenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme in seiner Region aufmerksam und betonte, dass die Menschen sich nicht nur nach Sicherheit, sondern auch nach stabilen Arbeitsplätzen und sozialer Absicherung sehnen.
Insgesamt verdeutlichten die Personen auf dem Podium unterschiedliche Perspektiven auf die EU und ihre Rolle in Bezug auf Freiheit und soziale Entwicklung. Die Diskussion zeigte, dass die Erwartungen an die EU in den Ländern variieren und dass die EU vor großen Herausforderungen steht, um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Mitgliedsstaaten zu erfüllen.

Fazit

Die Abschlussdiskussion des Renovabis-Kongresses 2023 beleuchtete eindrucksvoll die vielschichtigen Herausforderungen, Hoffnungen und Perspektiven bezüglich bedrohter Freiheit in Europa. Die verschiedenen Standpunkte der Teilnehmenden, die aus ihren Heimatländern berichteten, verdeutlichten die Komplexität des Themas. Trotz unterschiedlicher Ansichten über die Rolle der EU, die für Länder wie Bosnien und Herzegowina, Serbien und Belarus aus Sicht der Diskutanten eine Perspektive darstellt, wurde die Notwendigkeit betont, für Freiheit, sozialen Zusammenhalt und Frieden gemeinsam zu kämpfen. Die Diskussion zeigte, dass der Dialog und das Verständnis zwischen den Nationen und Kulturen unerlässlich sind, um eine freiere und gerechtere Zukunft für Europa zu gestalten.

Praktikum bei Renovabis

Diese Zusammenfassung wurde von Carola Prinz erstellt, die uns als Praktikantin bei der Vorberitung, Durchführung und Nachbereitung des Internationalen Kongress Renovabis unterstützt hat. Haben Sie Interesse daran, ebenfalls ein Praktikum bei Renovabis zu machen und wie unsere Autorin Carola Prinz Teil des Teams zu sein und an der Gestaltung des Renovabis-Kongresses oder an der Vorbereitung der Pfingstaktion mitzuwirken? Sie wollen den „ganz normalen Alltag" in unserem Hilfswerk erleben? Dann bewerben Sie sich um eine Stelle als Praktikant oder Praktikantin - wir freuen uns auf Sie!

Inhalt erstellt: 04.10.2023, zuletzt geändert: 12.12.2023

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