Kinder überreichen einer Frau eine Plastiktüte mit Lebensmitteln.
Eine Gruppe von Kindern bringt Lebensmittel zu einer Dorfbewohnerin.
Quelle: Svitlana Sabelnikova
10.03.2020 – Erfahrungsbericht

„Wovon können wir träumen, wenn um uns herum der Krieg herrscht?“

Als in der Ukraine der Krieg ausbrach, wurde das fünf Kilometer von der Frontlinie entfernte Dorf Muratowe im Osten des Landes bombardiert und die Kinder traumatisiert. Bischof Dr. Bohdan Dzyurakh weiß um die Sorgen und Nöte, beobachtet aber auch Zuversicht und eine enorme Hilfsbereitschaft.

Ein Bericht von Bischof Dr. Bohdan Dzyurakh

Dr. Bohdan Dzyurakh ist Bischof der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK). Er ist Weihbischof der Erzeparchie Kiew und leitet die Kurie des Großerzbistums Kiew-Halytsch. Dzyurakh gehört der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen an und ist seit vielen Jahren ein wichtiger Projektpartner von Renovabis.

Meine Bekanntschaft mit den Mädchen und Jungen geht auf das Jahr 2016 zurück, als ich zu Ostern die an der Front liegende Gegend besuchte. Ich war überrascht von der guten Erziehung der Kinder – und vor allem davon, wie rasch sich die Kinder erholt haben von den Schrecken der Angriffe. Die Schülerinnen und Schüler hatten aber auch eine Aufgabe: Unser Kaplan Redemptorist Petro Mirchuk hat damals mit Hilfe der in Muratowe stationierten Soldaten eine kleine Kapelle aufgebaut – und die Kinder kümmerten sich von Anfang an mit großem Eifer darum. In kurzer Zeit wurde eine Kirchengemeinde registriert und die Kinder sind zu eifrigen Mitgliedern geworden. Zunächst wurde die Liturgie in einem privaten Wohnhaus gefeiert, dann aber hat die Gemeinde einen ständigen Pfarrer bekommen und ein Haus im Zentrum des Dorfes gekauft, das zu einer echten kleinen Kirche umgebaut wurde. Die Einweihung ist für den Frühling 2020 vorgesehen - wenn die noch fehlenden Mittel gefunden werden.

Jugendliche helfen tatkräftig mit beim Bau der hölzernen Kapelle in Muratowe; nebenstehend ein großes Kreuz .
Jugendliche helfen tatkräftig mit beim Kapellenbau in Muratowe.
Quelle: Svitlana Sabelnikova
Das von der Gemeinde erworbene Haus im Zentrum des Dorfes wird zur neuen kleinen Kirche – Eröffnung voraussichtlich im Frühjahr 2020. Auf dem Foto ist der Rohbau mit halbfertigem Kuppelaufsatz zu sehen.
Das von der Gemeinde erworbene Haus im Zentrum des Dorfes wird zur neuen kleinen Kirche – Eröffnung voraussichtlich im Frühjahr 2020.
Quelle: Svitlana Sabelnikova

Seit der ersten Begegnung sind wir mit den Kindern im ständigen Kontakt geblieben und haben versucht, sie u. a. mit Hilfe von Renovabis zu unterstützen, um die Folgen der traumatischen Erlebnisse zu lindern. Jedes Jahr organisieren wir Sommerlager in den Karpaten, am Meer oder auch in einem Sanatorium im Gebiet Luhansk. Mit der Zeit sind die Kinder immer mehr zum Kern der Kirchengemeinde und zu aktiven Helfern geworden. Sie nehmen gerne an den Gottesdiensten teil, organisieren regelmäßig Feierlichkeiten im Dorf oder besuchen die älteren und bedürftigen Menschen und helfen mit dringend nötigen Lebensmitteln. Dabei sind diese Kinder sehr kreativ und voll Freude trotz all der schweren Erfahrungen, die sie weiterhin durchmachen müssen.

Die große Hilfsbereitschaft der Kinder und Jugendlichen tut der Gemeinschaft im Dorf gut. Auf dem Foto sind Jugendlich zu sehen, die Pakete ausliefern.
Die große Hilfsbereitschaft der Kinder und Jugendlichen tut der Gemeinschaft im Dorf gut.
Quelle: Svitlana Sabelnikova
Wenn die Kinder von Muratowe zu Besuch kommen, ist die Freude stets groß; hier zu sehen mit einer älteren Frau.
Wenn die Kinder von Muratowe zu Besuch kommen, ist die Freude stets groß.
Quelle: Svitlana Sabelnikova

Am Beginn des Krieges hat ihre Lehrerin Svitlana Vasylivna die Kinder gefragt, wovon sie träumen. Die Antwort war direkt und ehrlich, wie es nur Kinder aussprechen können: „Svitlana Vasylivna, wovon können wir träumen, wenn um uns herum der Krieg herrscht?“ Wir beten und arbeiten gemeinsam dafür, dass die Träume zu diesen Kindern zurückkehren und dass der Frieden in unserem Land wieder hergestellt wird.

Die Unterhaltungen mit den Kindern und Jugendlichen sind stets sehr willkommen; hier bei einer alten Frau, die sich auf Krüken stützt.
Die Unterhaltungen mit den Kindern und Jugendlichen sind stets sehr willkommen.
Quelle: Svitlana Sabelnikova

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Inhalt erstellt: 10.03.2020, zuletzt geändert: 04.07.2024

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