Ein Projekt im Norden Albaniens
- Projektpartner
- Schwester Maria Christina Färber, Kloster Mutter der Barmherzigkeit Spirituelle Weggemeinschaft
- Bewilligungsjahr
- 2016
- Fördersumme
- 72000
- Förderbereich
- Soziale Aufgaben
Ausgangslage
Die Schwestern der spirituellen Weggemeinschaft leben seit gut 12 Jahren in Dobrac, einem Vorort von Shkodra, einer Küstenstadt im Norden Albaniens. Ursprünglich wohnten in dem Vorort nur einige Familien, die in Landwirtschaft und Fischfang tätig waren. Seit rund 15 Jahren siedeln sich hier Binnenmigranten aus den Bergregionen der Albanischen Alpen an. In den Bergen sehen sie aufgrund der fehlenden Infrastruktur und der zunehmenden Kriminalität (Blutrache, Aktivitäten der UCK und ihrer Nachfolgeorganisationen) keine Perspektiven mehr.
Die neu zugezogene Bevölkerung in Dobrac ist jedoch weitgehend marginalisiert, sie werden als „kulturlos“ und „archaisch“ bezeichnet. Arbeitsplätze für sie sind rar, denn sie haben keine Qualifikationen, die in der Stadt gebraucht werden. Darum ist die Arbeitslosigkeit hoch, viele Menschen sind alkoholabhängig, und schließlich sind die Familien auch hier immer noch durch Blutrache bedroht.
Fast alle Neuansiedlungen sind illegal, dadurch ist Infrastruktur (Strom, Wasser, Abwasser, Müllabfuhr etc.) kaum vorhanden. Es gibt immer wieder Drohungen, Teile des Siedlungsgebietes abzureißen.
Ordensschwestern der „Spirituellen Weggemeinschaft“ betreuen die dort lebenden Menschen caritativ, sozial und pastoral. Ihre Arbeit zielt in einem ganzheitlichen Ansatz daraufhin ab, zivilgesellschaftliches Engagement zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen, d.h. Aufgaben, die in entwickelten Ländern der Staat übernimmt, zum Anliegen der Bürgerinnen und Bürger zu machen und in lokaler Zuständigkeit zu erledigen. Die Schwestern bauen mit den Menschen kommunale Strukturen auf und setzen sich ein für ein gewaltfreies Zusammenleben.
Stromversorgung und Müllabfuhr
In einem ersten Schritt gelang es den Schwestern, die Männer des Vorortes zu einem Infrastrukturprojekt zu bewegen. In einer Gemeinschaftsaktion wurde die Stromversorgung saniert. Zuvor war die Stromzuleitung in sehr schlechtem Zustand und brach bei jedem stärkeren Regenguss zusammen. Im zweiten Schritt wurde dann die Müllentsorgung in Dobrac mit eigenen Kräften organisiert, so dass das Siedlungsgebiet sich nun wohltuend von den anderen Vierteln Shkoders abhebt. Das Beispiel von Dobrac wurde sogar zum Vorbild anderer dörflicher Siedlungen, wie dem Küstenort Velipoja.
Projektbeschreibung
Ziel des Projektes ist die Armutsbekämpfung der marginalisierten Bevölkerung durch grundlegende Infrastruktur, Gesundheit und Bildung. Dabei müssen die aufgebauten Strukturen stabilisiert und legalisiert werden - ein langfristiger Prozess, der noch andauert. Das Projekt sieht verschiedene Maßnahmen vor:
- Organisation der Müllabfuhr für ca. 820 Haushalte, Säuberung einer Kanalstrecke von 4,5 km Länge für einen verbesserten Hochwasserschutz, Sensibilisierung der Bevölkerung, vor allem der Jugendlichen zu den Themen Naturschutz und Umwelt. Die jungen Menschen werden in die Mülltrennung, die Kanalsäuberung und ähnliche Aktionen miteinbezogen.
- Verbesserung der Gesundheitsversorgung: Die Schwestern helfen sowohl bei der direkten Versorgung von Kranken als auch beim Aufbau eines kleinen Netzwerkes innerhalb des öffentlichen Systems, um dort eine gute Versorgung für die Patienten zu erhalten.
- Zugang zum Gesundheitssystem: erfahrene Begleitpersonen gehen zusammen mit den Patienten und Patientinnen in die Krankenhäuser, damit von ihnen nicht zu hohe Preise gefordert werden und die Behandlung angemessen stattfindet. Zudem werden Patienten und Patientinnen zu den Behörden begleitet, um einen sogenannten Gesundheitsausweis zu erhalten.
- Unterstützung von durch Blutrache betroffenen Familien durch Versöhnungsarbeit: Kontaktaufnahme zwischen den verfeindeten Familien, Einbezug von möglichen Vermittlungspersonen
- Unterstützung einer Frauengruppe: Im Kloster trifft sich eine Gruppe von Frauen, die von Blutrache betroffen sind. Auf den Frauen liegt ein hoher Druck, da sie oft als Einzige das Haus verlassen dürfen und somit die Familie versorgen müssen. Neben der Angst um die Familie tragen sie die gesamte Verantwortung für die ökonomische Situation. Die Frauen treffen sich im Kloster zu Gesprächen. Sie helfen jedoch auch mit und erhalten dafür ein kleines Entgelt.
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