„Slawenapostel" werden Kyrill und Methold häufig genannt - doch eigentlich waren die beiden griechischen Missionare viel mehr als: Sie haben Verbindungen geschaffen zwischen zwei kulturellen Welten auf demselben Kontinent, zwischen West- und Osteuropa, zwischen der östlichen und der westlichen Tradition der Kirche - und waren damit Brückenbauer ihrer Zeit. Und sie brachten eine große Neuerung in die Kirche: Sie sorgten dafür, die die Menschen die Liturgie in einer Sprache feiern konnten, die sie verstanden - nicht Latein, nicht griechisch oder hebräisch, sondern in ihrer Alltagssprache, der slawischen. Am 14. Februar, dem Todestag von Kyrill im Jahr 869, gedenken sowohl die katholische als auch die evangelische und die orthodoxe Kirche der beiden Heiligen.
Die Brüder stammten aus Thessaloniki im damaligen Byzanz, dem heutigen Griechenland. Kyrill wurde etwa 826 geboren, sein Bruder Method um 815. Eigentlich hießen die beiden Konstantin und Michael. Beide waren hochgebildet, Kyrill studierte in Konstantinopel Philosophie, Grammatik, Rhetorik, Musik, Arithmetik, Geographie und Astronomie. Er sprach slawisch, latein, syrisch und hebräisch. Er war einer der bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit und genoss hohes Ansehen am kaiserlichen Hof. Method absolvierte eine juristische Ausbildung, er war Militärverwalter, bevor er in ein Kloster in der heutigen Türkei eintrat und schließlich Abt im Kloster Plychron am Marmarameer wurde.
Kyrill und Method machten sich von Thessaloniki aus in zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts als junge Missionare auf den Weg ins Großmährische Reich, um den Slawen die Fohe Botschaft Jesu Christi zu verkünden und mit ihnen Gottesdienst zu feiern - im Auftrag des byzantinischen Kaisers Michael III. Doch die Slawen hatten noch keine eigene Schrift. „Wie soll ich auf Wasser schreiben?", soll Kyrill den Kaiser gefragt haben. Deshalb entwickelte Kyrill aus den griechischen Buchstaben ein eigenes, auf die slawischen Laute abgestimmtes Alphabet, die sogenannte Glagolithische Schrift. Auf der Grundlage dieser Schrift entwickelte sich im Lauf der Zeit das kyrillische Alphabet, das bis heute vom Balkan bis nach Russland verwendet wird.
Noch eine Besonderheit pflegten die beiden Missionare: Sie krempelten die Liturgie der damaligen Zeit um. Damals war es üblich, die Messe in Latein oder Griechisch abzuhalten. Kyrill und Method nutzten jedoch ihre eigens angefertigte slawische Übersetzung der griechischen Liturgie - und sie schafften es, die päpstliche Institution zu überzeugen, diese neue Sprache als dritte offizielle Kirchensprache anzuerkennen. Eine wahre Sensation: eine Messe in einer Sprache, die das Volk verstand.
Kyrill starb 869 in Rom, Method führte nach seinem Tod die Slawenmissionen fort, er wurde 869 zum Bischof geweiht. Er starb im Jahr 885. In der orthodoxen Kirche werden Kyrill und Method schon seit dem Mittelalter als Slawenapostel verehrt, sie gehören zu den wichtigsten Heiligen der Ostkirche. Am 31. Dezember 1980 erklärte Papst Johannes Paul II. die beiden Brüder zu Patronen Europas. Die beiden hätten, so der Papst, Mittel- und Osteuropa evangelisiert und entscheidend dazu beigetragen, dass das christliche Europa mit zwei Lungenflügeln, der des Westens und der des Ostens, atmen kann. Seit 2013 sind die beiden auch auf der von der Künstlerin Hildegard Rall geschriebenen Renovabis-Ikone abgebildet - zwei von sechs Patroninnen und Patronen Europas, die sich zu unterschiedlichen Zeiten und auf ganz besondere Weise für die Kirche in Europa engagierten.