Ein Projekt in der Ostukraine
- Projektpartner
- Caritas Ukraine, Nationalbüro Kiew
- Bewilligungsjahr
- 2018
- Dauer
- 2018-2020
- Fördersumme
- 1.000.000
- Förderbereich
- Soziale Aufgaben,
Weitere Aufgaben
Hintergrund
Der Krieg in der Ostukraine hat seit seinem Beginn etwa 13.000 Menschen das Leben gekostet (davon ein Viertel Zivilisten) und bisher etwa 25.000 Menschen zu Kriegsinvaliden gemacht. Trotz offizieller Waffenruhe kommen seit 2016 jährlich immer noch 500 bis 600 Menschen in diesem Krieg ums Leben.
Die gesellschaftlichen Auswirkungen dieses Kriegs sind groß: Insbesondere die hohe Arbeitsmigration und damit einhergehend die Abwanderung vieler junger, qualifizierter Menschen ins Ausland („brain drain“) stellen eine große gesellschaftliche Herausforderung für das Land dar. Dabei ist die derzeitige Politik vieler EU-Staaten, die vorrangig daran interessiert sind, durch ukrainische Arbeitsmigrantinnen und -migranten ihren Fachkräftemangel zu beheben, geradezu kontraproduktiv für eine wirtschaftliche Stabilisierung der Ukraine.
Was die psychosoziale Betreuung der durch Krieg und Gewalt traumatisierten Menschen in der Ukraine angeht, kommt den Kirchen in der Ukraine eine wichtige Rolle zu. Renovabis unterstützt die kirchlichen Partner in der Ukraine bereits seit Ende 2016 mit verschiedenen Programmen und Projekten.
Ausgangslage
Während der ersten beiden Jahre des Krieges in der Ostukraine stand bei der Arbeit der Caritas vor allem die unmittelbare humanitäre Soforthilfe im Mittelpunkt. Nun bekommen mit zunehmender Dauer des Kriegs langfristige Programme zur Stabilisierung der sozialen Situation in den Gebieten der Ostukraine eine immer größere Bedeutung. Dabei geht es um die Förderung der beruflichen und sozialen Integration der Geflüchteten, um die Verringerung von Konflikten und Spannungen zwischen den Geflüchteten und der örtlichen Bevölkerung sowie um die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und der lokalen Selbstorganisation in den vom Krieg betroffenen Gebieten der Ostukraine und hierbei insbesondere auch im Gebiet der Pufferzone. Die Pufferzone, 457 km lang und bis zu 30 km breit, umfasst mehr als 120 Dörfer und Ortschaften, in denen rund 435.000 Menschen leben. Nach dem Minsk-II-Abkommen gilt sie offiziell als entmilitarisierte Zone, bestehend aus einer 3–4 km breiten „grauen Zone“ direkt an der Kontaktlinie (Kriegsfront) und einer bis zu 30 km breiten Trennzone. Tatsächlich kommt es aber jeden Tag an irgendeinem Ort in der Pufferzone zu Feuergefechten.
Projektbeschreibung
Der Krieg beeinflusst massiv das tägliche Leben der Zivilbevölkerung. Da ein Ende des Konflikts in der Ostukraine derzeit nicht abzusehen ist, fühlen sich viele Menschen zunehmend verzweifelt und alleingelassen.
Auch wenn an vielen Orten die lokale Bevölkerung weiterhin ein großes Verständnis für die Nöte und Bedürfnisse vieler Binnenflüchtlinge (=IDP's; siehe nebenstehende Box) hat, so nehmen doch die sozialen Spannungen zu, je länger der Krieg andauert. Ziel des Projekts ist vor allem die verbesserte soziale Integration von Binnenflüchtlingen, die Stärkung der vorhandenen Selbsthilfepotenziale und die Verbesserung der allgemeinen Situation der vom Krieg betroffenen Menschen, Bevölkerungsgruppen und lokalen Gemeinden. Die geplanten Maßnahmen und Aktivitäten lassen sich drei Bereichen zuordnen:
Integration und Förderung von gegenseitigem Vertrauen, Versöhnung und Verständigung sowie Abbau von sozialen Spannungen und Konflikten zwischen den vom Krieg betroffenen Menschen und Bevölkerungsgruppen (z. B. durch Trainings in den Bereichen gewaltfreier Kommunikation und Dialog-Prozesse sowie integrative einwöchige Familiencamps).
Erhöhung der individuellen Beschäftigungsfähigkeit und Schaffung der Voraussetzungen für eine eigenständige Lebensführung von Binnenflüchtlingen als Voraussetzung für eine soziale Integration.
Stärkung der lokalen Selbstorganisation und des sozialen Zusammenhalts der Menschen in den vom Krieg betroffenen Städten und Gemeinden in der Ostukraine, insbesondere auch in den Ortschaften, die sich im von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiet der Pufferzone befinden.
Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird zum Teil aus staatlichen Mitteln sowie Mitteln deutscher Diözesen refinanziert.
Bewertung
Um Hoffnung und Zuversicht zu stärken, ist es wichtig, die Menschen nicht nur medizinisch und materiell zu versorgen und psychologisch zu betreuen, sondern sie zugleich auch dabei zu unterstützen, wieder Eigeninitiative zu entwickeln, um für sich und andere tätig zu werden. Hierzu gehört sowohl die individuelle Beratung der Menschen hinsichtlich ihrer weiteren beruflichen Zukunft und Lebensplanung als auch die gezielte Stärkung der in der Bevölkerung vorhandenen Potenziale von lokaler Selbstorganisation und bürgerschaftlichem
Engagement, um den sozialen Zusammenhalt der einzelnen Dorfgemeinschaften zu stärken.
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